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AgroForNet

Holz als Heizmaterial schont das Klima, verkürzt Versorgungswege und stärkt die regionale Wirtschaft. Wie schnell wachsende Bäume tragfähige Geschäftsmodelle für Unternehmen und kommunale Verbraucher entstehen lassen, praktiziert „AgroForNet“ in Sachsen und der Metropolregion Hamburg. Die Potenziale von Kurzumtriebsplantagen.

Energieträger Holz

Als regenerativer Energieträger wird Holz zunehmend für die Produktion von Wärme, Strom und Kraftstoffen genutzt. Diese Entwicklung wird politisch gefördert, um mit der energetischen Nutzung von Biomasse einen Beitrag zur Minderung von CO2-Emissionen zu leisten. Bisher wird Holz als Heizmaterial vorwiegend in großen zentralen Biomasseheizkraftwerken oder in Privathaushalten verwendet. Sein Potenzial zur nachhaltigen und effizienten Bereitstellung von Energie in Anlagen auf kommunaler Ebene hingegen bleibt weitestgehend ungenutzt.

Das Projekt AgroForNet zeigt die Chancen der energetischen Nutzung von Dendromasse, holzartiger Biomasse, als Teil dezentraler Energiekonzepte. Seine realen Wertschöpfungsnetze haben Beispielcharakter. Neben dem Vorteil, den erneuerbare Energien mit sich bringen, nutzen sie Land nachhaltig. Und sie schaffen Arbeitsplätze in der Region.

Regionale Wertschöpfungsnetze

Ziel des Projektes AgroForNet war es, den Anteil unterschiedlicher Holzquellen – Holz aus Kurzumtriebsplantagen, der Landschaftspflege oder Waldrestholz – an der dezentralen Energieversorgung zu maximieren. Dafür wurden regionale Geschäftsmodelle zur Erzeugung und Bereitstellung von Dendromasse aus Land- und Forstwirtschaft sowie der offenen Landschaft aufgebaut. Der Schwerpunkt des Projektes lag in den drei Modellregionen Lausitz, Mittelsächsisches Lößhügelland und südliche Metropolregion Hamburg. Die gebildeten Wertschöpfungsnetze sollen nach Projektende wirtschaftlich selbstständig weiterarbeiten und als Beispiele für andere Regionen in Deutschland dienen.

Die Wertschöpfungsnetze im Detail: In den Modellregionen wurde von land- und forstwirtschaftlichen Unternehmen Dendromasse nachhaltig produziert und bereitgestellt. Dienstleistungsunternehmen transportierten, trockneten und kompaktierten die Masse. Kommunen, Kraftwerke sowie Industriebetriebe nutzten sie für die Energieversorgung. Die beteiligten Unternehmen wurden über innovative Geschäftsmodelle, die im Rahmen des Projektes fallspezifisch erarbeitet wurden, miteinander verbunden. Hierdurch sollte in allen drei Regionen das Dendromassepotenzial erhöht und die regionale Wirtschaft sowie die nachhaltige Flächennutzung gefördert werden.

Einige der regionalen Akteure, die bei AgroForNet am Aufbau von energieholzbasierten Wertschöpfungsnetzen beteiligt waren. © AgroForNet
Einige der regionalen Akteure, die bei AgroForNet am Aufbau von energieholzbasierten Wertschöpfungsnetzen beteiligt waren. © AgroForNet

Wissenschaft als Impulsgeber für Regionen

Die teilnehmenden Unternehmen wurden in diesem Prozess wissenschaftlich begleitet: beispielsweise durch Untersuchungen zum Rohstoffpotenzial des Holzes aus unterschiedlichen Quellen und zur Verfügbarkeit des Holzes in den Einzugsgebieten. Auch der standortbezogene Ertrag von Kurzumtriebsplantagen wurde eingeschätzt. Wissenschaftlich beraten wurde ebenso bei Schädlingsbefall. Da Kurzumtriebswirtschaft eine neue und weitgehend unbekannte Landnutzung ist, bestehen bei ihrer Einführung häufig Anbauhindernisse vor Ort. Der Grund: Die relevanten rechtlichen und förderrechtlichen Bedingungen für diese Nutzungsform sind zu wenig bekannt. Teil der wissenschaftlichen Begleitung war dementsprechend eine rechtswissenschaftliche Beratung, um eventuelle Unsicherheiten seitens der Landwirte und Behörden zu klären.

Durch den Aufbau der Geschäftsmodelle in den Modellregionen etablierte AgroForNet folgende Nachhaltigkeitsaspekte:
• eine nachhaltige regionale Wirtschaftsentwicklung,
• ein nachhaltiges Flächenmanagement,
• die Stärkung der Kooperation und Kommunikation regionaler Akteure,
• die dezentrale Versorgung von Wärme- und Stromproduzenten mit Dendromasse sowie
• eine effiziente und nachhaltige energetische Nutzung von Dendromasse.

Intensive Kooperation von Forschungs- und Praxispartnern

Die Vernetzung von Produzenten mit kommunalen, gewerblichen und industriellen Verwertern sowie Dienstleistern, Banken, Rechtsberatern und öffentlichen Verwaltungen ist als Modell neu und beispielhaft. Die regionale Ausrichtung stellte sicher, dass der Mehrwert in der Region bleibt und so ein Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen geleistet werden kann. Ganz unterschiedliche Aspekte wurden miteinander vereint: Produktionsbedingungen, Naturschutz und Landschaftsökologie. Die Entwicklung von Geschäftsmodellen, Nachhaltigkeitskriterien und Raumplanungsinstrumenten beruhte auf der intensiven Kooperation und Kommunikation der Forschungspartner und der regionalen Akteure.

In der Broschüre des Leibniz-Instituts für Länderkunde mit dem Titel „Erfahrungsberichte zur Vernetzung von Erzeugern und Verwertern von Dendromasse für die energetische Nutzung“ werden die erfolgreich initiierten Wertschöpfungsnetze und die gemachten Erfahrungen für Interessenten detailliert beschrieben (online verfügbar: http://tinyurl.com/otgmlwh). Im Buch „Holzwege in eine neue Landschaft? Perspektiven für holzige Biomasse aus der Sicht von Akteuren” (Aufland Verlag) berichten die Autoren über aktuelle Formen der energetischen Holznutzung sowie praktischen Erfahrungen in den AgroForNet-Modellregionen und darüber hinaus.

Engagement der Akteure entscheidet über Erfolg

Die Verbundpartner aus Wissenschaft und Praxis verfolgten eine Vielzahl von Ansätzen zum Aufbau Dendromasse-basierter Wertschöpfungsketten, von denen nicht alle realisiert werden konnten.

Hierfür gab es mehrere Gründe, die bei Projekten im Bereich Bioenergie mit ähnlicher Zielstellung beachtet werden sollten. Eine Umsetzung im Rahmen eines zeitlich begrenzten Forschungsprojektes ist nur dann vielversprechend, wenn sich die kommunalen Entscheidungsträger schon im Vorfeld mit der Thematik auseinandergesetzt haben und grundlegende Kenntnisse besitzen.

„Mit AgroForNet haben wir uns auf schnell wachsende Baumarten und sogenannte Kurzumtriebsplantagenkonzentriert, um tragfähige Alternativen zur Energieerzeugung aufzuzeigen.“

Prof. Dr. Albrecht Bemmann, TU Dresden

Verweise auf erfolgreiche Wertschöpfungsnetze können Interesse wecken. Durch AgroForNet konnten
Akteure für bestimmte Ansätze sensibilisiert und der Grundstein für zukünftiges Handeln gelegt werden.
Eine Umsetzung entwickelter Nutzungspfade innerhalb der Projektlaufzeit konnte jedoch kaum geleistet
werden. Es empfiehlt sich daher, an Kommunen und Unternehmen heranzutreten, die mit der Thematik
vertraut sind, selbst aktiv nach entsprechenden Ansätzen für Wertschöpfungsnetze suchen oder fachliche
Unterstützung bei konkreten Projekten benötigen.


Darüber hinaus sind für eine erfolgreiche Umsetzung unbedingt Ansprechpartner vor Ort notwendig, die
hinter der Projektidee stehen und das Vertrauen der Bevölkerung genießen. Der klare Wille zur Realisierung muss bei den Entscheidungsträgern in Kommunen und Unternehmen vorhanden sein.

Kurzumtriebsplantagen können auch im Winter geerntet werden. © Christine Knust
Kurzumtriebsplantagen können auch im Winter geerntet werden. © Christine Knust

Forschung kann Projekte anbahnen

Die Umstellung von fossilen Energieträgern auf Dendromasse ist teilweise mit hohem Aufwand und Kosten verbunden. In der Regel ist dies nur dann sinnvoll, wenn alte Anlagen schon abgeschrieben sind und ersetzt werden müssen. Die Investitionskosten für Planung, Anschaffung und Betrieb einer Holzheizanlage sind verglichen mit Gas und Öl höher. Das stellt zunächst eine Hürde dar. Dafür liegen die Brennstoffkosten im Falle von Gas und Öl zum Teil über denen von Holz und dürften weiterhin schneller steigen.

Aus diesem Grund empfiehlt es sich, bei energieholzbasierten Wärmekonzepten im Vorfeld einen Schwerpunkt auf den Aufbau effizienter Logistikketten zu legen. Auch sollten alle vorhandenen Fördermöglichkeiten für erneuerbare Energien geprüft werden. Zudem sollten die langfristigen ökonomischen Auswirkungen für die Region errechnet werden. Dabei wird sich in vielen Fällen zeigen, dass nach einer längeren Standzeit der Heizung Holz wirtschaftlich am vorteilhaftesten ist.

Für eine seriöse Planung von Wärmekonzepten mit Dendromasse sind Machbarkeitsstudien als Grundlage der Planung jedoch unerlässlich. Hierfür müssen entsprechende Ingenieurbüros eingebunden werden.

Je nach Umfang des Vorhabens sind die damit verbundenen Kosten erheblich. Nicht selten scheitert der Weg zur Umsetzung eines Bioenergiekonzeptes an dieser ersten finanziellen Hürde.

„Unser Vernetzungsansatz ist spannend für Unternehmen und Kommunen, die nach nachhaltigen Energiequellen suchen.“

Dr. David Butler Manning, TU Dresden

Anhand der Erfolge sowie Rückschläge, die die Partner im AgroForNet-Verbund während der vier Jahre erlebt haben, lässt sich festhalten, dass ein solches Forschungsprojekt durchaus viel in Bewegung setzen kann – etwa durch Initialberatungen zur Bioenergienutzung und das Anbahnen von Wertschöpfungsnetzen. Die Erwartungen aller Beteiligten müssen eingedenk der komplexen Materie jedoch realistisch bleiben.